Aus der RHEINPFALZ 21.08.08, von Maria Hirsch
Poesie, Tango und ein Didgeridoo
„Sommer-Serenade" im Haftelhof Schweighofen auf vier Bühnen
Auf vier Freilichtbühnen begeisterte am Wochenende die „Sommer-Serenade" auf dem Haftelhof Schweighofen mit musikalischen, literarischen und kulinarischen Köstlichkeiten. Bei der Soiree am Samstagabend und der Matinee am Sonntagmittag gab es Musik, Poesie und rezitierte Aphorismen, Tango, Walzer und musik-literarische Reisen in ferne Länder.
Dass das „Kultur-Flanieren" auf dem neuen Musentempel im Viehstrich zum Genuss wurde, hat zum einen mit dem inhaltlichen Angebot der Veranstalter, der LebensArt Haftelhof GmbH zu tun, zum anderen mit dem an beiden Tagen wohlgesonnenen Wetter. Auf vier idyllischen Bühnen, der sonnigen Kiesbühne im Innenhof, der schattigen Walnussbühne auf der Hofwiese, der geheimnisvollen Eulenbühne im Turm sowie der Burgbühne in der Ruine lauschten die vielen Besucher den Darbietungen der Sommer-Serenade. In der Poeten- und Musikerrolle rezitierte John Arthur Westerdoll auf verschiedenen Bühnen Erich Kästner und Erich Fried (über Humoriges, Ernstes und die Liebe). Im Schatten der Walnussbühne boten Bernd Machus (Bandoneon), Fritz Dörr (Kontrabass) heitere Chansons, und mit Sängerin Petra Borel, umwerfende Tango-Rhythmen und jiddische Lieder an, bei denen sich auch der Poet als Violin-Künstler erwies. Dabei gab die schwarz gekleidete, rassige Borel auch verbale Antworten auf das, „was das Leben ist", erzählte über das Wesen des Tangos, über jiddische und erotische Lieder.
Mit zwei außergewöhnlichen Eigenkompositionen um die Themen Tanz und Sommer begeisterte der Pianist Chris Jarrett am Klavier, bevor der Weißenburger Chocolatier Daniel Rebert in die Welt der Kakaobohnen einführte. Zwischen den interessanten Exkursen über die Kakaoschoten, -bohnen, das Fermentieren, Rösten und die unterschiedliche Art der Zubereitung konnten die Besucher kleine Proben wie Meersalz-, Pfeffer und spezielle Madagaskarschokolade testen.
Auf der großen Kiesbühne im Innenhof bot der Poet ein „schönstes Gedicht aus tiefsten Tiefen" dar und spielte Klassisches auf der Violine, als unterm benachbarten Torbogen der Geo-Ethno-Musiker Moulayse Seck in orangegelbem Gewand und mit Trommelrhythmen dazustieß. Ein zündender Part dieses Serenaden-Abends, bei dem sich die beiden „Fremden" instrumental erst vage beschnupperten, dann langsam „in Dialog" miteinander kamen, um schließlich ein einheizendes Musik-Duo zu geben. Mit gelungenen, das Publikum animierenden Gags gelang es vor allem dem Senegalesen, der in verschiedenen Kostümen und mit unterschiedlichen Instrumenten auftrat, afrikanische Lieder mit den Besuchern im „Großchor" zu singen. Spontan und humorvoll angefeuert wurde er dabei vom jüngsten Besucher vor der Bühne, dem vierjährigen Francisco Waggershauser aus Schaidt, der mit den beiden Künstlern ebenfalls Applaus einheimste.
Hans Jürgen Eichenberg gefiel mit seinem Didgeridoo unter den Arkaden, auf der Burgbühne und in der Ruine. Auch verschiedene Bildhauer-Objekte und Malereien waren ausgestellt. „Hier geht einem einfach das Herz auf", schwärmte Peter Watzulik aus Kampen, der schon mehrfach von Sylt nach Schweighofen kam und inzwischen zu den Haftelhof-Veranstaltungen Freunde mitbringt. Für kulinarische Gaumenfreuden und edle Weine sorgten Meisterkoch Franz Keller aus Eltville/Rheingau und Friedrich Becker von der Weinkellerei Schweigen-Rechtenbach. Pianist Chris Jarrett wird bereits am Freitag, 5. September, 20.30 Uhr, wieder auf dem Haftelhof spielen, diesmal zum Stummfilmklassiker „Panzerkreuzer Potemkin" von Regisseur Sergej Eisenstein. (hima)